Vielleicht werde ich Terrorist

27. Juli 2013

Disclaimer: Ich weiß, dass mich spätestens dieser Titel vermutlich von der grünen auf die gelbe Liste bringen wird. So sei es.

Liebes Deutschland, ich bin im höchsten Maße unzufrieden mit dir. Du kotzt mich an. Deine Ignoranz, deine Naivität, deine Feigheit und deine Dummheit kotzen mich an. Maximal.

 

Es ist nun also bald 8 Wochen her, dass sich zeigte, dass ein einzelner Mensch in der Lage ist, die Medienwelt nachhaltig umzukrempeln. Vermutlich getrieben von der Tatsache, dass die Response-Rate der medienaffinen Zielgruppe beim Themenkomplex PRISM, Tempora, NSA-Affäre, Überwachungsstaat, Überwachungswelt maximal hoch ist, bleibt das Thema auf der Agenda der Mainstream-Medien. Kein Tag vergeht, an dem nicht ein weiteres, dreckiges Detail dieser weltumspannenden Überwachungsmaschiniere hochblubbert. Kein Tag verstreicht, an sich kein Regierungsvertreter in peinlichstem Herumgestammel ergibt, offene Verfassungsfeindlichkeit unwidersprochen zur Schau trägt, oder schlicht beim Lügen erwischt wird.

Nun erzählt man sich ja auf der Straße, wir seien eine Demokratie. Da sollte man doch guten Gewissenes meinen können, das alles nicht so schlimm wäre: Die Verantwortlichen, jene arbeitsverweigernden Verwalter des Niedergangs könnten ja jederzeit abgewählt werden. Einzig, mein Glaube daran existiert nicht mehr. Der Blick auf die aktuelle Sonntagsfrage zeigt es überdeutlich:

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre …

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre …

Das Land in dem ich lebe, schert sich einen Scheiß darum, dass seine Rechte permanent und jederzeit gebrochen werden. Schlimmer noch: Es ist ihm egal, dass offensichtlich eine Rechtslage geschaffen wurde, die es möglich macht das gesamte Land als Summe gefährlicher, potentieller Terroristen zu begreifen und entsprechend zu behandeln. Mit nichts anderem als Totalüberwachung.

Meinen Mitbürgern ist es offenkundig egal, dass unser Verfassungsminister sich als größter Verfassungsfeind im Lande outet und sich von den Amerikanern wie ein kleiner Schuljunge vorführen lässt. Dass unser Geheimdienstkoordinator seinen Job durch 7-wöchiges Nichtstun zu 100% erledigt sieht und dass für unsere Bundeskanzerlin das ganze einfach nur Neuland ist. Die könnte vermutlich auch den ganzen Tag Katzenbabys ersäufen und würde wiedergewählt werden…

Da bei alledem die Ader auf meiner Stirn bedrohlich zu pulsieren beginnt, gehöre ich offenbar nicht zur Mehrheit in diesem Lande. In vielerlei Hinsicht. Und sei es nur, dass ich erwarte, dass sich meine Regierung an ihren Amtseid hält.

Dagegen blogge ich. Darüber spreche ich. Darüber tausche ich mich im Netz aus. Dagegen gehe ich auf die Straße. Und trotzdem habe ich keinerlei Hoffnung mehr, dass sich auf Wege der demokratischen Willensbildung irgendetwas ändern wird.

Mein Land will es so. Ich bin verzweifelt. Vielleicht werde ich Terrorist. Wobei ich damit natürlich eben jener Idieologie in die Hand spielen würde, die es zu bekämpfen gilt. Es ist zum Verzweifeln. Ich bin verzweifelt.

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2 comments on “Vielleicht werde ich Terrorist

  1. Yannik Jul 30, 2013

    “Die könnte vermutlich auch den ganzen Tag Katzenbabys ersäufen und würde wiedergewählt werden…”
    So doof das auch klingt, so ernst meine ich das: Nein, in diesem Falle wäre der Aufschrei sicher größer und umfassender und es würde mehr–oder überhaupt!–personelle Konsequenzen nach sich ziehen.

    O tempora, o mores!

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