Florian Priemel Podcast

...was aus dem Kopf fällt.

Länge: 1:13:11
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Florian Priemel
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Lars Holscher

Vielen Dank für die eingesendeten Fragen! Wir freuen uns sehr über Beteiligung zur Sendung! Wem also nach wie vor Fragen unter den Nägeln brennen, der kann sie jederzeit an fragen [at] florianpriemel.de senden!

Und hier nun pflichtschuldig die Shownotes:

Mein Chili-Rezept

Die NOZ-Meldung zu Delmenhorst

Zu Essena O’Neill und Social Media

Der erwähnte Realitätsabgleich

Die Klärung des Höllen-Frage im Detail

Die grandiose Kolumne von Thomas Fischer

 

Länge: 1:08:56
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Florian Priemel
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Lars Holscher

Worum es ging:

Zurück in die Zukunft

Star Wars-Trailer

Besorgte Bürger

Creepy Puzzle Video

Reddit-Thread dazu

 

Länge: 1:08:05
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Florian Priemel
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Lars Holscher
Perlen aus Freital. Asylkritiker, besorgte Bürger, [insert random city] sagt nein zu Flüchtlingen. Kommentare unter Online-Artikeln. Linke Gutmenschen und Nazikeule. Lügenpresse! Idioten allerorten. Panisch reaktives Mediengebaren. Journalistische Leere und politische Stille. Ideenlosigkeit, Weigerung zur Vertiefung, Symptomtherapie die alle Kräfte bindet, so dass keine für die Ursachen mehr bleiben.

Es ist dieser Tage einfach seinen Glauben in das Rest-Gute einer gefühlten Mehrheit der Menschen in diesem Land zu verlieren. Mauer wieder aufbauen und die braunen Menschenfeinde, die sich dagegen verwähren Nazis zu sein, während sie Häuser in Brand stecken im eigenen Saft schmoren lassen. Dieser Wunsch ist auch so eine hilflose Reaktion, wenn die Energie wieder nicht mehr ausreicht um sich auf die Suche nach den Ursachen für all den Hass zu machen und nach den Menchanismen zu forschen, die aus Menschen im Angesicht einer überfordernd komplexen und für große Gruppen sich eher negativ entwickelnden Welt, Arschlöcher werden lässt.

Ich möchte es mir manchmal einfach machen und mich in die wohlige Resignation vermeintlicher intellektueller Überlegenheit zurückziehen und all den Schreibtisch-Faschisten, Häuser-Anzündern und Foren-Vollschreibern schlichterdings mit Verachtung und Geringschätzung begegnen. Die Idioten halt Idioten sein lassen. Doch aus zwei Grüden kann ich es nicht. Erstens scheinen es zu viele zu sein, als dass ich es den Resten der modernen Zivilgesellschaft zutrauen würde, das Problem einfach auszusitzen ohne ernsten Schaden zu nehmen. Bereits die simple Tatsache, dass die Zivilgesellschaft den Menschenhassern bisher nicht den Saft abgedreht, sie durch Ignoranz oder Widerstand in ihre Nische zurückgedrängt hat, quasi bei fortdauernder intellektueller Insolvenzverschleppung hilft, zeigt, dass meine Bedenken nicht ganz grundlos sein können.

Und zweitens erscheinen mir die Idioten in einem solchen Maße der Realität entrückt und von einer Weltsicht überzeugt, die von meiner geradezu diametral unterscheidet, dass mir so ist, als könnte der einzige Weg einen Zugang zu finden sein, eben jener Weltsicht nachzusteigen und aufzuzeigen woher sie kommt. Ich nehme noch mal alle Energie zusammen und versuche den schmerzhaften Gegensatz zu kanalisieren, der sich in meinen Kopf bohrt, wenn ich mich im einen Moment mit den Diskursen zum Nationalsozialimus in der Bundesrepublik befasse und auf der anderen Seite den geistigen Eiter besorgter Bürger durch die digitalen Empatie-Vernichtungsmaschinen, jene Resonanzräume der Alltagsschlechtigkeit des Menschen die sie soziale Medien nennen, tropfen sehe.

Die Theorie, die hier ausgebreitet werden soll, lautet wie folgt:

In einer Welt in der das Vertrauen in alle Institutionen verloren gegangen ist und in der durch soziale Medien jeder seinen eigenen Ausschnitt der teilverzerrten Realität zu sehen bekommt, existiert keine einheitliche, konsensuale Wahrheit mehr.

Und zwar nicht in dem Sinne, dass sie nicht mehr zu finden (aber vorhanden) ist, also Meldungen nicht mehr zu verifizieren wären. Letzteres ist tatsächlich unerheblich, der Begriff der Wahrheit als solcher ist zum Kampfbegriff geworden. Er meint in diesem Sinne immer das, das eigene eigene Weltbild stützende Gerüst aus Annahmen und Schlussfolgerungen.

Im Politischen wird “die Wahrheit” seit jeher vereinnahmt und ist daher eher schwammig. Zur Verdeutlichung dessen, was ich beschreiben möchte, bietet sich daher ein anderer Begriff an. Das “Major Consensus Narrative” (nach Bruce Sterling). Der Begriff beschreibt jene im kommunikativen Prozess als Annäherung an die Wirklichkeit (an das was wirklich passierte) entstandene Geschichte, auf die sich die Mehrheit einigen kann, mithin die sie für die Wahrheit hält.

Nach Rousseau hat jede Sache vier Seiten, nämlich deine Seite, ihre Seite, die Wahrheit und das was wirklich passiert ist. (Kurzweilig als Vortrag HIER) Da letzteres von uns immer nur durch den Filter unserer Sinne aufgenommen und wiederum durch die limitierten Mittel unserer Kommunikation an ebenfalls filternde andere Menschen vermittel werden kann, ist “das was wirklich passiert ist” folgleich nie 100%ig zu beschreiben, die Beschreibung immer subjektiv. Dies im Hinterkopf ist das Major Consenus Narrative jene überlieferte Beschreibung dessen was passiert ist, die sich bei der Mehrheit festgesetzt hat. Dass die Amerikaner auf dem Mond gelandet sind, ist so ein Narrativ. Es wird gemeinhin als die Wahrheit angenommen, auch wenn versprengte Verschwörungstheoretiker Zweifel anmelden. Diese gemeinsamen Narrative sind in der Moderne, in der alles permanent im Fluss war und in der niemand alles Wissen kann, für das funktionieren von Gesellschaften imminent wichtig gewesen. Gemeinsame Narrative machten es erst möglich, dass Menschen, die nicht alle ein ähnliches Leben führen und sich auch nicht mehr alle auf die selbe Religion als einendes Element berufen, Gemeinschaften bilden.
Wenn nun, nach Hiram Johnson „Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit” ist, dann ist das Opfer des allgegenwärtigen Vertrauensverlustes das “Major Consensus Narrative”. Und damit die Idee, dass es im Dickicht sich widersprechender Infomationsfetzen, die permanent um einen herumwirbeln zumindest eine Interpretation gibt, auf die man sich einigen und sie somit zur Grundlage politischer und gesellschaftlicher und persönlicher Entscheidungsfindung machen könnte.

Der Prozess des Vertrauensverlustes in die Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft, also etwa die Politik, die Polizei, die Gerichtsbarkeit und letztlich die Medien erfährt in Parole von der Lügenpresse aktuell eine neue Eskalationsstufe. Studien stellen das Erodieren des Vertrauens seit Jahren immer wieder und als fortschreitenden Prozess fest. Zugespitzt: Wenn keiner Institution vertraut werden kann, die Wahrheit zu verbreiten, verschwindet auch das Narrativ, auf das sich die Mehrheit einigen kann. An die Stelle dieses gesellschaftsübergreifenden Narrativs treten zahlreiche, sich zum Teil widersprechende Narrative einzelner Gruppen.
Die können etwa lauten:
“Die Politk ist links-grün versifft”
“Die Politk ist konservativ und dient nur den Reichen”
“Linke Kriminalität wird nie bestraft”
“Die Justiz ist auf dem rechten Auge blind”
“Ausländer kriegen hier alles in den Arsch geschoben”
“Flüchtlinge werden menschenunwürdig behandelt”
“Ausländer sind kriminell”
“Rechte sind kriminell”
“Chemtrails bedrohnen die Menschheit”
“Die Erde ist hohl und die Sonne kalt”
Für jedes dieser Narrative lassen sich zahlreiche Belege finden, ebenso wie Relativierungen, Einordnungen, Wiederlegungen und Millionen von Meinungen. Jeder, der diese Narrative eben gelesen hat, wird bei manchen zustimmend genickt, andere als kompletten Blödsinn abgelehnt haben. Es ist nur menschlich Dinge lieber zu lesen, die dem eigenen Weltbild entsprechen und umgekehrt. Der Kritiker-Verriss des eigenen Lieblingsfilms wird wohl erst einmal auf Ablehnung stoßen. “Die haben doch alle keine Ahnung!”
Problematisch wird dieser Effekt des intuitiven Vertrauens in die eigene Überzeugung stützende Aussagen in Verbindung mit den Filterblasen des modernen Medienkonsums.
Dabei ist der Einwand, dass sich mit sorgfältiger Recherche, mit Hilfe der Wissenschaft, Studien oder gesundem Menschenverstand die zutreffenden, von den nicht zutreffenden Narrativen trennen ließen obsolet, da jede der genannten Schieds-Instanzen selbst in Zweifel gezogen werden kann. Denn mit der selben Verve in der ich in einer Diskussion passende Statistiken zu linker und rechter Kriminalität zur Hand hätte und verlinkte, würde mit der Nicht-Vertrauenswürdigkeit eben dieser Studien dagegenhalten. “Die sind auch nur bezahlt!” Dass dies umso mehr für Medienerzeugnisse (“Lügenpresse”, “Mietmäuler”) gilt sollte klar sein. Jeder Informationsfetzen kann aus seinem Zusammenhang gerissen und instrumentalisiert werden, weil jeder Hinweis auf den ursprünglichen Zusammenhang selbst in Frage gestellt werden kann.
Wie ich in einem frühren Blogpost erklärt habe, ist insbesondere der Vertrauensverlut in die Medien kein exklusiv rechtes Phänomen sondern vielmehr Ergebnis einer zu eng justierten und nicht refektierten Filterblubble. Das Nicht-Refektieren ist dabei das Hauptproblem, das zum hier thematisierten Verschwinden der Wahrheit beiträgt. Ohne ein Bewusstsein für das Gefangensein in der eigenen Filterblase und ohne Akzeptanz einer Institution, der die Hoheit über die Wahrheit zugesprochen wird, erscheint der eigene Informations-Mikrokosmus als tatsächliche Wahrheit, die als allgemeingültig angenommen wird. Da der überwiegende Teil der Menschen die Wirklichkeit durch einen anderen Filter wahrnimmt und entsprechend (re-)agiert, führt die sich Diskrepanz in den kommunizierten Einstellungen vor dem Hintergrund der Überzeugung selbst die Wahrheit zu kennen zu dem Eindruck, alle anderen irrten. Und da die anderen nicht als Blasenbewohner, sondern als homogene Masse angenommen werden (die Linken, die Rechten, die Gutmenschen, etc.) wird ihre Wahrheit zum “Mainstream” abgewertet.
Wiederum zugespitzt: Wenn meine Timeline permanent Bilder von Ausländerkriminalität zeigen, die mit rechten Parolen kommentiert werden und ich annehme, dass das überall so wäre, dann müssen alle, die meine (rechten) Einstellungen nicht verstehen Idioten oder linke Gutmenschen sein.
Der Major Consensus Narrative ist aus. Ein Relikt aus einer einfacheren Zeit. An seine Stelle ist eine Wolke aus persönlichen und gruppen-exklusiven Narrativen getreten von denen es einige ermöglichen in voller Überzeugung zu postulieren, dass die ganzen krimiellen Asylbetrüger die das Abendland islamisieren am besten direkt per Rakete aufs Flüchtlingsboot versenkt gehören. Traurig, aber wahrscheinlich wahr.
Was können wir als linke Gutmenschen oder einfach nur als Bürger mit Empathie aus dieser Erkenntnis lernen? Wo ist der Lösungsansatz, der über die beklagte Problembeschreibung und Symptombehandlung hinaus geht?
Der ersten Teil der Lösung lautet aus meiner Sicht -wie immer, immer, immer- schlicht und ergreifend Bildung. Eine Bildung die befähigt die Mechanismen der eigenen Medienwahrnehmung zu hinterfragen, die Blase zu verlassen. Denn, um in einem Narrativ zu bleiben, in dem ich mich wohl fühle: Es kann kein Zufall sein, dass bei der absolut überwiegenden Mehrheit der traurigen Hetzer auf Facebook die Angaben zur Schuldbildung sehr überschaubar sind. Und es kann auch kein Zufall sein, dass die Homogenität dieser Gruppe sich im wesentlichen durch folgende Gemeinsamkeiten in der Selbstdarstellung ausdrückt:
Schlechte, überbelichtete Fotos, die glänzend-schwitzige Menschen mit leerem Blick im Urlaub, oder vor Motorrädern zeigen, die Affinität zu schnellen Autos, drittklassigen Fußballvereinen und Hantelbänken und natürlich zu den Böhsen Onkelz. Man darf nicht vergessen: Ganz offensichtlich denken diese Menschen, dass eben jene Symbole der Dummheit eine akzeptable Selbstdarstellung sind!
Der zweite Teil der Lösung wäre es, das zu tun, was den beschriebenen Leuten leider nicht gelingt, nämlich den richtigen Adressaten für Protest zu wählen. Die Politik. Und sie dazu zu bewegen sich für Bildung stark zu machen. Und zwar ernsthaft. Und etwas gegen die sozio-ökonomischen Verhältnisse zu unternehmen, die eine Frustration entstehen lassen, die überhaupt erst zu einer Filterblase führt, wie ich sie beschrieben habe (dazu an anderer Stelle mehr).
Tatsächlich würden wir Flüchtlingen vermutlich die stärkste Hilfe sein, wenn wir die ökonomische und schulische Situation der Menschen verbessern, die mit solzgeschwellter Brust rufen “Wir sind das Pack!” und Nachts gern Turnhallen anzünden.

Ich dachte mir, ich pull mal einen David Gale:

“(Man sollte die Rechten) […] als schichtenübergreifendes Protestpotential mit Mittelschichtenschwerpunkt und besonderer Attraktivität für junge Männer […] kennzeichnen.

Die panikartigen Reaktionen dieses Potentials sind nicht in jedem Fall als eindeutige politische Optionen für den Nationalsozialismus zu verstehen, sondern oft mehr als Protest gegen die etablierte Politik, deren Krisenbewältigungsstrategie einseitig und seit Jahren zu Lasten der schwachen sozialen Schichten angelegt war. […]

Es war auch ein Protest gegen die Totalität der kapitalistischen Industriegesellschaft in der Krise und gegen die Auslöschung von Lebensformen, die als gesichert gegolten hatten.”

Dieser Text stammt nicht von mir, sondern aus meinem Studienmaterial und beschreibt nicht die Situtation ins Heidenau oder Freital, sondern in den 20er Jahren vor der Machtergreifung Hitlers. Ich sag mal so: Da könnte man, wenn man grad zufällig an der Regierung wäre und eine Wirtschaftskrise zu bewältigen hätte was draus lernen… aber was weiß ich schon.

Den folgen Beitrag habe ich bereits Anfang des Jahres in Bezugnahme auf die damals durch die Straßen ziehenden Pegidioten verfasst. Da mir allerdings die Zeit für eine vernünftige Rechtschreib- und Grammatikkorrektur sowie das Herbeischaffen der passenden Quellenangaben fehlte, habe ich ihn nie veröffentlicht. Er war eine Vorhersage und die erfüllt sich aktuell scheinbar.

Der Beitrag passt aktuell folgblich noch besser als vor einem halben Jahr, da sich unser geliebter Innenminister De Maizière für eine Verschärfung des Asylrechts einsetzt und damit ganz explizit und offen den Turnhallen-Anzündern entgegen kommt und somit in das selbe armselige Reaktionsmuster wie seinerzeit nach Lichtenhagen verfällt. Politik durch Brandstiftung und es funktioniert. Warum da so ist, siehe unten:

Willkommen im Zeitalter der Blöden!

Ich möchte mich etwas weit aus dem Fenster lehnen und eine Vorhersage machen. Ich glaube, dass das Zeitalter der Blöden begonnen hat. Urprung meines Gedankens war die Wahl des alten, konservativen Pastors Joachim Gauck im Jahre 2012 zum unserem Staatsoberhaupt. Ich betrachtete diese Entscheidung damals als sehr deutlichen Kondensationspunkt eines gesamtgesellschaftlichen konservativen Backlashs. Nach dem bunten Wahnsinn der 90er Jahre, nach Love-Parade, DotCom und Millenium.

Inzwischen glaube ich, dass das konservative Element der gesellschaftlichen Entwicklungsrichtung nur eine Reaktion ist. Und zwar die Reaktion der noch herrschenden Eliten auf den neuen Mut der Blöden sich nicht mehr in Scham vor Ihrer eigenen Dummheit gegenüber der Komplexität der Welt in Ihren Löchern zu verkriechen. Sondern sich und ihren blöden Anliegen öffentlich Gehör zu verschaffen und zu verlangen die Welt nach ihren Blöden Idealen zu formen.

In den USA -so glaube ich- hat die Entwicklung wie so oft etwas früher und intensiver Ihren Kondensationspunkt gefunden. Und zwar in der Wahl des Königs der Blöden, George W. zum Präsidenten. Fuck yeah!

Dass anstrengungsloses Denken in der Tendenz statistisch betrachtet zur Ausbildung konservativer Ansichten führt, mit anderen Worten, die Blöden zum Konservatismus neigen, ist ja inzwischen praktisch eine Binsenweisheit. Und wenn ich einem deutschen Politiker der letzten Jahre den G.W.-Bush-Award für offentsichtliche Beschränktheit verleihen müsste, er ginge dann auch direkt an die CSU in der Person von Ex-Innenminister Friedrich. Aber das nur am Rande.

Ich stelle fest, dass ich es leid bin, über Einlassungen von Poltikern und Leitartikeln von alten, weißen Männern und natürlich über die Flut an unerträglichen Kommentaren im Netz -sei es zum Holocaust, aus den Reihen der Pegida oder von AfD-Sympathisanten- nachdzudenken und dabei empathisch, verständnisvoll und analytisch zu sein. Denn die Protagonisten des konservativen Backlashs, diese Feminismus-Verachter, diese Homo-Hasser, diese Ausländerfeinde, Sicherheits-Apologeten und Lügenpresse-Rufer, haben es nicht anders verdient als auch das passende Etikett zu bekommen: Einfach blöd.

Der Zoo in dem man die Blödheit der Blöden plastisch zur Anschaung bekommt ist das Internet. Und die Schlichtheit im Denken tropft zwischen allen Buchstaben hindurch, die (oft in falscher Reihenfolge) zunehmend in die Kommentarsektionen der Zeitungen und in Soziale Netzwerke gekübelt werden.

Und wenn die Politik nun Verständnis für die Ängste der Idioten, die bei Pegida mit Nazis gemeinsam marschieren äußern, oder mehr Sicherheits-Esotherik gegen die Terrorangst fordern, dann sprechen sie zu den Blöden. Wenn Angela Merkel aus der Frage nach der Homo-Ehe nichts anderes einfällt, als dass sie sich “damit nicht so wohl” fühle, so spricht sie argumentationslos. Zu den Blöden.

Und wenn Menschen zur Jungen AfD gehen, weil ihnen der Feminismus (oder das was sie dafür halten) Angst macht, weil Sie lieber Hausfrauen wären, dann verneinen Sie das Element der Freiheit als Triebfeder jedweder auf den Fortschritt zielenden Entwicklung. Sie schaffen es nicht von sich selbst zu abstrahieren und anderen eine andere, weitere Möglichkeit der Entwicklung zuzugestehen. Weil sie blöd sind. Natürlich könnt ihr Hausfrauen sein, es müssen aber nicht alle Frauen Hausfrauen sein! Natürlich sollt ihr als Mann und Frau zusammenleben, niemand nimmt euch etwas weg, weil irgendwo ein Mann einen Mann heiraten möchte! Traditionelles Familienbild am Arsch! Das macht doch niemand kaputt, nur weil es daneben noch ein anderes gibt. Und Asylanten nehmen auch niemandem dem Job weg oder die Sozialhilfe! Man könnte die einfach erhöhen. Und es gibt auch keine ernsthafte Terrorgefahr, wegen derer man nach Law-and-Order schreien müsste!

Aber die Blöden glauben all das und darauf reagiert die Politik. Denn die Blöden sind erstens viele und fühlen sich zweitens unterdrückt und ungeliebt. Und weil sie aus ersterem nicht schließen, dass die Mutter der Blöden halt immer schwanger ist, sondern sich stattdessen für das Volk halten und letzteres sie enger zusammenstehen lässt, als andere, eigentlich ähnliche heterogene Gruppen, sind sie sehr laut und sichtbar. Und weil sie blöd sind, wird man sie nicht im Dialog und mit der Kraft von Argumenten zum Verständnis für den Kern der Politik, nämlich den Kompromiss bringen können. Denn Sinn des Diskurses in der Demokratie werden Sie nicht erfassen, den Kompromiss als Mißachtung Ihrer dummen Forderungen verstehen. Die Politik wird ihnen also aus Angst um den Status Quo entgegen kommen. Und zwar weit.

So meine Vorhersage. Willkommen im Zeitalter der Blöden.

 

 

“Das Boot ist voll.” “Deutschland kann nicht alle retten” “Wir können nicht unbegrenzt viele Menschen aufnehmen”. “Asyl okay, aber solche Mengen sind ein Problem.”

Wenn die Vertreter der Regierung zu uns über den Themenkomplex Flüchtlingspolitik sprechen, dann fällt etwas auf. Und es befremdet mich, dass diese Auffälligkeit meines Wissens bisher nicht durch die Medien gepeitscht wurde.

Es ist die vollständig egozentrische Perspektive mit der hier gesprochen wird. Der Maßstab dessen, was möglich ist, ist Deutschland, ist die Frage wie viele Menschen hier Platz finden, wie viel Wohnraum da ist, wie viel Steuergeld verwendet werden kann. Es erscheinen Artikel in denen vorgerechnet wird, was so ein Flüchtling kostet. Diese Perspektive macht die Not der Menschen die hier her kommen aber zu einem nachrangigen Problem. Denn deren Anzahl richtet sich nicht nach der Zahl der hier freiwerdenden Sozialwohnungen! Sondern danach wie viele Menschen es in Armuts- und Kriegsgebieten schlicht und ergreifend nicht mehr ertragen, keine Zukunft sehen. Nur um es mal gesagt zu haben: Niemand verlässt sein Heimatland und begibt sich auf eine unfassbar beschwerliche, potentiell tödliche Reise ins Ungewisse um dort einfach nur mehr Einkommen zu haben. “Wirtschaftsflüchtlinge” your ass!

Um es in einem Vergleich zu verdeutlichen: Diese Deutschland-Perspektive auf die Flüchtlingsproblematik ist in etwa so, als ob bei einem Großbrand erst diskutiert würde, ob der Einsatz nicht zu teuer wird, ob man den Feuerwehrleuten die lange Schicht zumuten könnte und ob es für die Anwohner im angrenzenden Villenviertel nicht schonender wäre Stadtteil XZ einfach abbrennen zu lassen, statt den ganzen Feuerwehrlärm ertragen zu müssen.

Der Brand selbst wird zum nachrangingen Problem, der Maßstab für die zu ergreifnden Maßnahmen ist ihre vermeintliche Durchführbarkeit.

Genauso verhält es sich in der Flüchtlingsfrage. Statt die existenzielle Not der Menschen, die ihre Heitmat verlassen zum Maßstab des Handelns zu machen und alles zu tun, um mit den Menschen würdig umzugehen die kommen, wird darüber diskutiert wie viele denn überhaupt kommen dürfen. Wird über die Folgen für die Menschen in unserem Land gesprochen. Um es ganz klar zu sagen: Es sterben tausende Menschen, die versuchen auf überfüllten Booten nach Europa zu kommen. Aber nicht das ist das vorrangige Problem politischen Handelns, sondern die Frage wie viel Belastungen man den Deutschen zutrauen kann.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Nicht ein Spitzensteuersatz von 45 % und nicht das Recht auf gleichbleibend homogene biodeutsche Inzestdörfer bewohnt von Menschen mit lächerlichen Akzenten.

Um Jean Ziegler abzuwandeln und es zuzuspitzen: Jeder Mensch, der auf der Flücht ums Leben kommt wird ermordet. Und nicht von gierigen Schlepperbanden.

Auch wenn es vielen nicht gefällt, haben wir kein Recht darauf, auf einer Insel der Glückseligen zu leben der der Rest der Welt egal ist, solange dieser Rest nur unsere Autos und Panzer kauft. Vielleicht ist es in den letzten eher ruhigen 25 oder 50 Jahren in Vergessenheit geraten, aber Geschichte ist nicht die zwingende Entwicklung, dass es immer besser wird. Und wenn es bisher nicht zu den verfickten Deutschen durchgedrungen ist, dass sie kein gottgegebenes Recht auf jedes Jahr 14 Tage Malle haben, während anderwso Menschen verhungern oder ertrinken oder von Bomben zerflext werden, dann wäre es vielleicht mal an der Zeit, dass irgendjemand, vorzugsweise jemand der an der Spitze dieses Staates steht, es ihnen erklärt. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Länge: 1:05:27
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Eike

Test

Länge: 1:09:44
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Lars Holscher
Länge: 0:53:50
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Lars Holscher

Pflichtschuldig reichen wir hiermit nach:

Chewbacca-Tutorial

Oligarchie in GB

Rent a Crowd