Bundesinnenminister Friedrich sieht völlig falsche Vorstellungen vom Ausmaß der NSA-Spähaffäre

29. Juli 2013

Ich müsste mal wieder laut schreien, als ich im Autoradio von einer neuen, kognitiven Glanzleistung unseres Innenministers hörte. Die Rede ist hiervon:

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sieht völlig falsche Vorstellungen vom Ausmaß der NSA-Spähaffäre. Derzeit gebe es in der öffentlichen Diskussion die Vorstellung, “da säßen irgendwo Tausende von Amerikanern und würden unsere Mails lesen und unsere Telefone abhören”, sagte Friedrich laut dpa am Montag bei einer Sicherheitskonferenz mit sächsischen Unternehmern in Riesa. “Das ist eine völlig unsinnige Vorstellung, was man da den Leuten erzählt.”

Der Typ scheint das Memo nicht bekommen zu haben. Lieber Hans-Peter, nur um es nochmal klarzustellen. Wir würden uns sehr viel weniger Sorgen machen, wenn da nur Tausende Amerikaner sitzen und unsere Mails lesen würden! Wir machen uns allerdings ganz massiv Sorgen, wenn da 40.000 NSA-Angestellte sitzen und daran arbeiten unsere gesamte Kommunikation automatisiert auszuwerten.

Weiter:

Nach den Worten von Friedrich filtern die Nachrichtendienste die Kommunikation lediglich. Im Widerspruch zu den Ausführungen Snowdens behauptete Friedrich, eine “personenscharfe” Aufklärung sei technisch nicht möglich.

Technische Kompetenz auf höchsten Niveau! “Filtern” ist natürlich ein Euphemismus schlimmster Art. Denn es klingt, als würden alle Daten einfach auf Ihrem Weg durch einen Kaffeefilter gekippt und am Ende würden dort die 2-3 gefährlichen Terrormails im Kaffeesetz liegen bleiben. Dass für diese “Filterung”, die in Wirklichkeit eine automatisierte Verarbeitung, Bewertung und Verknüpfung ist, natürlich alle Daten erst einmal gespeichert und durch die Alogrithmen gejagt werden müssen, die dafür zuständig sind, verschweigt unser Propaganda- Innenminister natürlich.

Des weiteren lässt sich natürlich bereits aus der Tatsache, dass Friedrich einen Satz formuliert, in dem das Wort “technisch” vorkommt, schließen, dass eben jener grober Bullshit ist, aber sei es drum:

Es wird gespeichert. Und zwar mindestens Meta-Daten. Und zu denen gehört eine IP. Da wir ja nun wissen, dass die NSA direkt beim Provider abschnorchelt sind die “personenscharfen” Daten da. QED.

Der Typ wird so langsam nicht nur in politischer sondern vor allem auch in intellektueller Hinsicht maximal peinlich für unser Land. Ich bin echt angeekelt.

 

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Florian Priemel © 2017